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Trampolinturnen
Alexej Kessler
12. August 2020

Luisa Braaf wechselt zum Bundesstützpunkt nach Stuttgart

Nach fünf erfolgreichen Jahren im DTB-Turnzentrum Bergisch Gladbach, hauptsächlich unter Betreuung vom Leiter des Turnzentrums Alexej Kessler, wechselt eine der besten Nachwuchstrampolinturnerinnen, Luisa Braaf (TV Unterbach) vom DTB-Turnzentrum Bergisch Gladbach zum Bundesstützpunkt Stuttgart.

Luisa Braaf erturnte sich viele Titel und weitere Medaillen bei Deutschen Meisterschaften, sowie Teilnahmen bei Jugend-Weltmeisterschaften in Sankt Petersburg und Tokio, wagt sie den nächsten logischen Schritt in ihrer Entwicklung.

Sie wechselt in die Leistungsgruppe zum ehemaligen Chef-Bundestrainer Michael Kuhn (Mitch), um mit den besten Trampolinturnerinnen des Landes, wie der Olympia-Zehnten von Rio Leonie Adam, und Jugend-Weltmeisterin 2017 Aileen Rösler, zu trainieren.

Luisa, mittlerweile gehörst du zu den besten deutschen Nachwuchsturnerinnen im Trampolinturnen. Welchen Weg bist du gegangen, um die bisher erfolgreichsten Jahre deiner Sportlerkarriere zu erleben?

Luisa Braaf: Ich habe im Januar 2010 mit fünf Jahren beim Turnteam Toyota Köln mit dem Kunstturnen begonnen. Im Jahr 2014 wechselte ich zum TV Herkenrath nach Bergisch Gladbach und trainierte dort im Leistungsstützpunkt Kunstturnen des RTB. Die Übungen während des Trainings auf dem Trampolin machten mir da schon immer mit am meisten Spaß. Anfang 2015 stieg ich komplett auf Trampolin um. Da meine Freundin von Herkenrath nach Blecher ging, folgte ich ihr im Sommer 2015 und landete so bei Alexej.

Alexej, kannst du dich noch an die Anfänge erinnern?

Alexej Kessler: Ich erinnere mich noch sehr gut an den Tag, als Luisa zu uns zum Probetraining kam. Sie startete schon eine Zeitlang auf der rheinischen Ebene, ist mir aber bisher nicht aufgefallen. Ich habe schon damals sofort gemerkt, dass sie eine sehr gute turnerische Grundausbildung hat. Allerdings gehörte sie auf dem Trampolin nur zum Mittelmaß. In den ersten Wochen habe ich festgestellt, welchen starken Willen sie hat und wie fokussiert sie bei ihren neuen Aufgaben ist. Und so begann unsere Erfolgsstory.


Wie sind bei euch die Rahmenbedingungen für die Trainingsgruppen, in welchen die Leistungssportler trainieren?

Luisa Braaf: Bei uns im Training sind wir eine ganz durchmischte Gruppe. Die jüngste bei uns ist sieben Jahre alt und die ältesten sind 16. Daher ist das Leistungsniveau ganz unterschiedlich. Wir müssen auch immer auf- und abbauen, was leider immer Zeit vom Training in Anspruch nimmt. Trotzdem kann jeder bei der Qualität des Trainings die Ziele erreichen, die er sich vornimmt, wenn er den Willen dazu hat. Bei Alexej kann man auch schwierige Sprünge lernen, obwohl wir weder eine Longe noch eine Schnipselgrube haben. Man muss sich nur trauen!

Alexej Kessler: Luisa will immer die beste Leistung bringen. Wenn man bedenkt, dass wir sechs bis sieben Mal pro Woche trainieren, kann man ihre Fehltage in letzten fünf Jahren an zwei Händen abzählen. Als Luisa 2017 die Qualifikation für Jugend-Weltmeisterschaften in Sofia knapp verpasste, haben wir gemeinsam beschlossen, im Training noch eine Schippe draufzulegen. Die Erfolge ließen nicht auf sich warten – nach Bronze und Silber bei der DM in 2017 und 2018 gewann sie souverän den Deutschen Titel in 2019.

Der Weg zum Erfolg ist bekanntlich nicht einfach, dazu gehört viel Arbeit, Reflexion sowie wiederkehrende Anpassung des gesamten Trainingsprozesses und der Rahmenbedingungen. Aber es fühlt sicherlich gut und richtig an, wenn man endlich größere Erfolge zu verzeichnen hat. Wie habt ihr das erlebt?

Luisa Braaf: Als ich 2016 zu meiner ersten DM ging, habe ich nur gedacht, wie können die anderen Mädchen nur schon so gut springen. Das Niveau der anderen schien mir unerreichbar. Damals wurde ich fünfte und war glücklich und konnte es nicht glauben, dass ich im Finale war. Trotzdem war mir klar, dass ich noch ganz viel aufzuholen habe. 2017 kam ich dann in den Bundeskader, was mich total überrascht hat. Als ich dann beim Turnfest in Berlin auch noch dritte bei der DM wurde, war ich einfach nur überglücklich. Auch den zweiten Platz 2018 verbuchte ich als Riesenerfolg und als ich letztes Jahr deutsche Meisterin wurde, war mein Glück perfekt. 

Und der nächste logische Schritt ist natürlich Erfolg auf der internationalen Ebene?

Luisa Braaf: Bei meinen internationalen Wettkämpfen gab es bisher immer Licht und Schatten. Die erste WAGC habe ich ziemlich verturnt, das war schon traurig. Dafür war die zweite in Tokyo umso besser. Aber das schönste Erlebnis, war der World Cup in Valladolid, wo ich dritte wurde und eine Medaille bei einer ganz tollen Zeremonie bekam. Das Gefühl muss man einfach noch öfter haben. Außerdem ist es das größte, bei internationalen Wettkämpfen die Leistungen der Erwachsenen zu sehen. Das ist sehr motivierend. 

Alexej Kessler: Nach der misslungenen Premiere bei der Jugend-WM in Sankt Petersburg und dem Gefühl, mit der gesamten Weltelite verglichen zu werden, schraubten wir erneut die Intensität des Trainingsbetriebes sowie die professionelle Betreuung bei Luisa noch etwas höher. Als Ergebnis konnten wir letztes Jahr die persönliche Bestleistung und einen tollen elften Platz im Einzel und fünften Platz im Synchron bei der Jugend-WM in Tokyo feiern. Da war ich sehr stolz auf Luisa! Sie hat zum ersten Mal so richtig gemerkt, dass sie mit den Besten mithalten kann.

War die Entscheidung für einen Wechsel schwergefallen? Was waren die ausschlaggebenden Kriterien für die Auswahl dieser Trainingsstätte?

Alexej Kessler: Natürlich hat die Medaille zwei Seiten. Es ist sehr schwer nach fünf erfolgreichen Jahren Luisa ziehen zu lassen. Wir haben eine gegenseitige respektvolle Beziehung aufgebaut, die es uns ermöglicht hat, die oben beschriebenen Erfolge zu erzielen und offen über alles zu sprechen. Denn ohne gegenseitigen Respekt, Transparenz sowie einer guten verständnisvollen Atmosphäre kann kein Training auf Dauer Erfolge bringen. Die Motivation des Athleten alleine reicht nicht aus, die Sportler sollen sich im Training gut fühlen.

Auf der anderen Seite sehe ich eine große Chance für Luisas Karriere, wenn sie sich im Training mit den Besten messen kann. Und Mitch gehört zu den besten Trainern in Deutschland, wahrscheinlich sogar in der Welt. Da weiß ich wovon ich spreche, weil ich selbst fünf Jahre bei ihm trainiert habe. Außerdem bieten die Rahmenbedingungen eines Bundesstützpunktes mehr Möglichkeiten, das Training noch weiter zu optimieren.

Luisa Braaf: Für Stuttgart habe ich mich entschieden, weil ich dort mit den besten Turnerinnen und Turnern Deutschlands trainieren kann und Mitch ein sehr erfahrener Trainer ist. Es macht sehr viel Spaß und es ist sehr cool, dort mit zu trainieren. Die Kooperation mit der Schule ist super und die Trainings- und Schulwege sind viel kürzer als zu Hause. Außerdem kann ich am Wochenende nach Hause fahren, da es nach Bonn mit dem ICE nicht lange dauert. 

Wie geht es jetzt weiter?

Alexej Kessler: Es freut mich sehr, dass Luisa weiterhin für den TV Unterbach startet und somit dem Rheinischen Turnerbund verbunden bleibt. Luisa wird öfters am Wochenende zu ihren Eltern ins Rheinland fahren und bei uns im Turnzentrum mittrainieren.

Luisa Braaf: Ich möchte mich herzlich beim TV Unterbach für die Unterstützung bedanken. Auch beim RTB möchte ich mich bedanken, dass mir ein Zimmer zur Verfügung gestellt wurde und auch sonst immer geholfen wurde, wenn ich was benötigt habe. Vor allem möchte ich mich aber bei Alexej bedanken, denn ohne ihn hätte ich niemals die Chance gehabt, diesen Schritt jetzt machen zu können.

Alexej Kessler: Ich wünsche Luisa nur das Beste für die Zukunft! Ich hoffe, dass sie weiterhin fleißig und fokussiert bleibt und alle gesetzten Ziele erreicht.

Michael Kuhn: Ich freue mich persönlich sehr, dass Luisa sich für den Wechsel an unseren Bundesstützpunkt Stuttgart entschieden hat und habe großen Respekt vor ihrem Schritt. Luisa ist eine Athletin mit sehr hohem Entwicklungspotenzial, wofür ihr die Grundlagen vor allem von ihrem Heimtrainer Alexej Kessler mitgegeben werden.

Schon allein aus diesem Grund werden wir von hier aus die Zusammenarbeit und Abstimmung mit Alexej und ihrem Landesverband pflegen und auch in der Praxis fortsetzen, da Luisa an Wochenenden weiterhin im Turnzentrum Bergisch Gladbach trainieren wird. Die Zusammenarbeit wird dadurch vereinfacht, dass Alexej und ich uns schon sehr lange kennen und schätzen. Nicht zuletzt durfte ich ihn in seiner Zeit in Stuttgart als internationaler Athlet betreuen.

Durch das gemeinsame Training mit den derzeit besten Turnerinnen Deutschlands und die fast optimale Verknüpfung von Schule und Leistungssport an unserem Standort hoffen wir auf eine weitere Fortsetzung der erfolgreichen Laufbahn Luisas. Mit dem Otto-Hahn-Gymnasium in Nellingen haben wir einen erprobten und verlässlichen Partner, wo uns genügend Freiraum für Vormittagstraining und eine perfekte Nachführung von verpasstem Unterricht aufgrund sportbedingter Fehlzeiten gewährleistet wird.